Bahnstrecke Erlangen - Eschenau (Mittelfr) (- Gräfenberg) (Seku, Seekuh)
Kursbuchstrecke 1963: | 414f |
Streckenlänge (km): | 28,21 |
Spurweite (mm): | 1435 |
5900 nach Bamberg | ||
0,00 | Erlangen | |
5900 von Nürnberg Hbf | ||
2,4 | Erlangen-Zollhaus | |
4,8 | Buckenhof | |
5,6 | Spardorf | |
6,7 | Uttenreuth | |
8,5 | Weiher | |
10,0 | Dormitz | |
12,3 | Neunkirchen am Brand | |
14,8 | Kleinsendelbach | |
15,6 | Steinbach bei Brand | |
17,4 | Brand | |
5920 von Nürnberg Nordost | ||
19,0 | Eschenau (Mittelfr) | |
5920 nach Gräfenberg |
Ihren originellen Spitznamen hatte die Strecke einem Zufall zu verdanken. Nahe des ehemaligen Haltepunktes Erlangen-Zollhaus eröffnete ein Wirt eine Gaststätte namens "Restauration zur Sekundärbahn". So sollte es auch an der Hauswand stehen. Leider schaffte es der beauftragte Maler nicht an einem Tag und so stand dort einige Zeit zu lesen "Restauration zur Seku". Im fränkischen Dialekt wurde daraus dann die heute geläufige Bezeichnung "Seekuh".
Ursprünglich führte die Bahn von Erlangen über Eschenau nach Gräfenberg. Die Initiative ging zum einen vom damaligen Bürgermeister der Stadt Erlangen Dr. Georg Schuh als auch von der Stadt Gräfenberg aus die sich beim Bahnbau in Bayern bislang benachteiligt fühlte. Erste Planungen ergaben jedoch Kosten in Höhe von 1,34 Mio. Mark die die Gräfenberger hätten beisteuern müssen. Ihnen wäre allerdings eine Anbindung an Nürnberg lieber gewesen, ihrem traditionellen Handelspartner. Das scheiterte aber damals an der Steigung des Kalchreuther Bergs und der damals noch fehlenden Nürnberger Ringbahn. Auch aus Kostengründen entschied man sich daher für die Anbindung an Erlangen. Die Schienen zwischen Erlangen und Eschenau wurden dabei großteils direkt neben, oder in den Ortschaften sogar in der Straße verlegt.
Allerdings waren die Gräfenberger Bauern weiterhin alles andere als zufrieden. So wollten sie ihr Obst und Gemüse eigentlich lieber nach Nürnberg verkaufen und scheuten den zeitraubenden und kostenintensiveren Umweg über Erlangen. Daher wurde erneut die Planung einer direkten Anbindung von Nürnberg Nordost nach Eschenau angestrebt. Durch die seit 1899 vorhandenen Ringbahn fielen die Kosten zwischenzeitlich sehr viel niedriger aus. Der neue Südast wurde schliesslich 1904 genehmigt und 1908 eröffnet. Damit hatte die alte Führung nach Erlangen nur noch untergeordnete Bedeutung. So gab es für diesen Abschnitt zum Schluss auch eine eigene Kursbuchstrecke mit Umstieg in Eschenau.
Im Fahrplan vom Mai 1897 benötigte ein Zug noch knapp 90 Minuten für die Fahrt von Erlangen nach Eschenau. Durch den teilweisen Einsatz von Triebwagen ab 1932 Jahren konnten die Fahrzeiten deutlich reduziert werden. Diese betrug im Sommer 1938 im Durchschnitt nur noch etwa 63 Minuten. Dieser Vorteil war aber durch den wachsenden Verkehr bald wieder dahin. So sollte die straßenbahnähnliche Führung mehrmals zu schweren Unfällen führen. Die sonst übliche Vorfahrt des Schienenverkehrs wurde sodann innerorts aufgehoben. Daraufhin mussten die Züge an jeder Kreuzung anhalten um per Flagge gesichert zu werden. Als letzte Maßnahme folgte eine abschnittsweise Reduzierung der Geschwindigkeit auf 15 km/h oder bei Bedarf sogar Schritttempo. Betrieblich war das ein gravierender Nachteil der letztendlich auch zur Einstellung führen sollte. Als dann 1961 Omnibusverbindungen zwischen Nürnberg und Gräfenberg eingesetzt wurden war das Ende schon nicht mehr fern.
Mit der geplanten Stadt-Umland-Bahn lebt die alte Idee wieder auf. Auch hier ist eine straßenbahnähnliche Führung geplant die auf ihren Ostast zwischen Neunkirchen und Herzogenaurach einem Teil des alten Seku-Streckenverlaufs folgen soll.
Streckenchronik:
21.04.1884 | Aufnahme in Lokalbahngesetz |
08.11.1886 | 1. Technische Abnahme |
17.11.1886 | Feierliche Eröffnung |
22.11.1886 | Aufnahme Planbetrieb |
19.06.1961 | Einstellung des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Neunkirchen am Brand - Eschenau (Mittelfr) |
18.02.1963 | Einstellung des Personenverkehrs auf dem Abschnitt Erlangen - Neunkirchen am Brand |
01.01.1964 | Einstellung des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Erlangen- Neunkirchen am Brand |
Weiterführende Literatur:
- Günther Klebes/Friedemann Kliesch-Brandes, Die Seekuh: die Geschichte der Lokalbahn von Erlangen nach Gräfenberg, Verlag Junge & Sohn 1988
- Hans-Jürgen Bohnhorst, Spaziergänge durch Eckental - Auf den Spuren der Seku (Route 4/2011), Agenda 21 Eckental
- Wolfgang Bleiweis/Ekkehard Martin, Fränkische Nebenbahnen einst und jetzt Mittel- und Unterfranken, Bufe-Fachbuch-Verlag 1987
- Manfred Bräunlein, Ludwigskanal und Eisenbahn, Verlag Ph. C. W. Schmidt Neustadt/Aisch, 2. Auflage 2003
- Ulrick Rockelmann, Spurensuche - Abgebaute Bahnstrecken im Raum Nürnberg, Hofmann Verlag Nürnberg, 1. Auflage 1999
Pressespiegel:
- Als die Seekuh über Land zuckelte (www.nordbayern.de, 08.11.2006)
- Seku schnauft nur noch in der Erinnerung (www.nordbayern.de, 01.02.2013)
- Die Seekuh eine unvergessene Erlanger Eisenbahn (www.nordbayern.de, 15.02.2013)
- 16. Februar 1963: Die letzte Fahrt der Seekuh (www.nordbayern.de, 16.02.2013)
- 5. April 1963: Das Zollhaus beseitigen (www.nordbayern.de, 05.04.2013)
- Vor 50 Jahren trat Erlangens Seekuh ihre letzte Fahrt an (www.nordbayern.de, 31.12.2013)